Grußworte und Konzept
Heimat endet nicht an der Grenze von Nationalstaaten, das wissen und erleben die Menschen in Ost-Belgien und im Aachener Raum seit Jahrzehnten. Nachdem in den
1990-er Jahren die Zollkontrollen wegfielen, hat sich der ohnehin rege grenzüberschreitende Austausch in der Region noch einmal verstärkt. Dass ein belgisch-deutscher Verein inzwischen die ehemaligen Zollstationen in Besitz genommen und dort einen lebendigen kulturellen Treffpunkt etabliert hat, zeigt einmal mehr: Trennung war gestern, das Miteinander prägt die Gegenwart und die Zukunft.
Das gemeinsame Projekt steht zugleich für das Zusammenwachsen in einem friedlichen Europa. Mit der nun schon vierten Ausgabe der „Grenzkunstroute“ werden die Bürgerinnen und Bürger der Region und auch Besucherinnen und Besucher aus der Ferne eingeladen, die positive „Grenzerfahrung“ rund um den ehemaligen Kontrollpunkt zu teilen. Ob Tanz und Theater, Konzert und Lesung oder Ausstellung und Diskussionen – alle Kultursparten sind dabei und beleuchten von Juni bis Oktober das Thema Heimat aus unterschiedlichen Perspektiven. Und mit Angeboten für Kinder und Jugendliche wird auch die junge Generation in das grenzüberschreitende Miteinander einbezogen.
Die „Grenzkunstroute“ wird vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert, weil sie die Menschen in der Region über das gemeinsame Kulturerlebnis noch enger zusammenführt. Ich wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und anregende und unvergessliche Erlebnisse.
Ina Scharrenbach
Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen
So wie Wolken über die Grenzen ziehen und auch der Regen nicht weiß, wo welches Land endet und ein anderes beginnt, so haben auch wir in unserer Grenzheimatregion zu leben gelernt. Vorbei die Zeiten der Schmuggler und der Grenzkontrollen… dachten wir.
Et puis..., il y a eu l'année 2020. La peur de l'inconnu, de l'incertitude et de l’inquiétude, qui a poussé certains à adopter à nouveau une attitude protectionniste.
Des efforts pour maintenir ouvert le petit trafic frontalier, et toujours le danger que cela soit à nouveau remis en cause par des décisions prises dans les capitales.
Notre sens européen de la liberté est ... fragile.
Nie hätte man sich seit der Unterzeichnung des Maastrichter Vertrages vorstellen können, dass die Grenzen wieder im Alltagsleben wahrnehmbar werden.
„Wolken ziehen hastig über die Grenze“ ist der Titel eines Werkes von Michael Dohle, welches hier zu sehen ist. „Auch wenn im zweiten Lockdown die Grenzen offenbleiben, fühlt sich die Durchfahrt an wie eine Engstelle, die ich hastig passieren muss. Ganz anders als früher, da fuhr ich mit einer Gelassenheit - und etwas Stolz - über sie hinweg, wie über eine längst verheilte Narbe“ [Zitat Dohle]
Die Natur ist fragil, Grenzen sind fragil, Kunst ist fragil und der Mensch ist es auch!
N'est-ce pas justement cette fragilité qui est belle ? Après les fermetures temporaires des frontières, n'apprécions-nous pas encore plus notre territoire eurégional ? Notre chez nous, où nos grandspères s'affrontaient encore militairement. Là où ils ressentaient - après les tourmentes des guerres mondiales - à travers des préjugés et des ressentiments, plus de peur et de haine que de la sympathie ?
Diese 17 Stationen sind eine Illustration unserer Heimatregion. Zwar sehen wir hier vor Ort noch den Westwall - hier direkt neben uns -, aber so wie die Kunst hat er sich in die Natur integriert, es ist Gras über die Steine gewachsen. Die Natur hat diese Zeugnisse in sich aufgenommen und somit in die Grenzlandschaft integriert. Dank den beiden, uns wohl bekannten Kuratoren, ist hier nicht nur eine beeindrucke Kunstroute installiert worden - die mit talentierten Künstlern von hüben und drüben realisiert wurde -, die Initiatoren haben es sich nicht nehmen lassen, ein beindruckendes Rahmenprogramm zu gestalten, um uns endlich wieder das zu bieten, was uns solange gefehlt hat und was
unsere euregionalen Künstler am besten können: Kultur ! und das grenzenlos!
Auch wenn wir den Kulturentzug der beiden Lockdowns bereits vergessen bzw. verdrängt haben, so können wir wieder im gewohnten Maße austauschen und uns an den schönen Dingen erfreuen, uns aber auch von den Bildern, Skulpturen und Installation tragen lassen, die uns zu Überlegungen inspirieren, uns und den Künstler helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Die uns auch lenken, unser Augenmerk auf andere, vielleicht auf Schicksale und Erlebnisse zu richten und so den Blick weg von unserem eigenen Nabel, aus unseren eigenen Problemen hinaus, auf unsere Mitmenschen und unser Umfeld!
- Nous avons besoin de l'art à travers duquel nous traitons ce que nous
avons vécu,
- Nous avons besoin de l'enthousiasme et le dévouement des
travailleurs culturels pour nous aider à tourner la page sans oublier.
Entre l'acceptation, le questionnement et l'hymne à la beauté du monde.
Was war, was wird sein? Fragt sich beispielsweise Tanja und Romain. Wann reißt der Faden? Fragt Andréa. Wie sieht das Alltagsleben in Krisenregionen aus und was ist Heimat?
Fragt Willi…
Diese Liste der hier aufgeworfen und veranschaulichten Befragungen lässt sich im Auge eines jeden Betrachters beliebig erweitern. Solche Drahtseilakte schaffen nur einige Wenige und dafür Danke ich den Künstlerinnen und Künstlern sowie den Organisatoren.
Isabelle Weykmans
Ministerin der Deutschsprachigen Gemeinschaft für Kultur, Beschäftigung und Tourismus
Sehr geehrte Kunstgenießende,
wer Kultur und Natur grenzüberschreitend und mit allen Sinnen erfassen möchte, ist auf der Grenzkunstroute021 des Kulturvereins KuKuK e.V. goldrichtig unterwegs.
Bereits zum vierten Mal haben die Macher*innen ein wirklich beeindruckendes Programm auf die Beine gestellt. Im Mittelpunkt wie immer: der Parcours mit den Kunst-Stationen im Grenzwald zwischen Deutschland und Belgien. Kunst erleben inmitten von Vogelzwitschern und Blätterrauschen, herrlich!
Das Motto des Rundwegs stimmt nachdenklich: „Heimat – fragil“. Für mich ist eines klar. Fragil ist vor allem ein Heimatbegriff, der sich an Nationalismen knüpft. Denn es ist sehr fraglich, ob das individuell wirklich trägt. Wo ist meine Heimat – in Deutschland, in Belgien? Oder einfach da, wo meine Lieben sind und ich mich zu Hause fühle…
Ich freue mich auf die Kunstroute und darauf, mich auf so viele Angebote wie möglich einzulassen. Erstmals gibt es eine Waldbühne für Konzerte, Kino und Theater. Eine Fotoausstellung, Führungen, Workshops, Seminare und vieles mehr lassen ein umfangreiches Kunst- und Kulturerlebnis im Sommer entstehen. Das wird Klasse, das weiß ich aus Erfahrung. Und das Outdoor-Format hat gerade in Corona-Zeiten gute Chancen.
Ganz herzlichen Dank für die tolle Arbeit an die engagiert und ehrenamtlich arbeitenden Menschen von KuKuK e.V.
Allen Besucherinnen und Besuchern wünsche ich einen genussvollen Kultursommer und viele grenzüberschreitende Heimat-Erlebnisse!
Ihre Sibylle Keupen
Oberbürgermeisterin für die Stadt Aachen
Heimat ist das Gefühl, das entsteht, so die österreichische Lyrikerin Ingeborg Bachmann, wenn wir mit einem Ort „im Einklang stehn“. Heimat ist eine innere Bindung an einen Ort und an die Menschen, die an diesem Ort leben. Heimat ist für viele Menschen ein positives Grundbedürfnis, ein wichtiger Bestandteil eines gelungenen Lebens.
Ein für alle Mal gesetzt, geographisch exakt, also absolut, ist der Begriff „Heimat“ allerdings nie. Gerade die Geschichte Europas und unserer Region zeigt auf, welche extrem, lebensfeindlichen Folgen die Ideologisierung und die Instrumentalisierung des Begriffes „Heimat“ zur Folge hat. Es ist und bleibt auch ein fragiler, ambivalenter und gefährdeter Begriff. Daher bedarf es unserer steten Wachsamkeit und Achtung, den Begriff „Heimat“ in einem freiheitlich-demokratischen und rechtsstaatlichen Rahmen zu verstehen und zu leben.
Das Engagement und das Wirken des „KuKuK“, und insbesondere die vierte Ausgabe der „Grenzkunstroute“ mit ihrem vielfältigen und reichen Programm, ist hierzu in mehrfacher Hinsicht ein wichtiger und wertvoller Beitrag. Durch den „KuKuK“ entstehen Bindungen zu einem Ort und zu Menschen, die Heimat ausmachen. Und zwar grenzüberschreitend, als gelebtes Europa. Mit der bewussten und nachhaltigen Zielsetzung u.a. zum Erhalt genau dieses positiven Verständnisses von Heimat beizutragen.
Die Gemeinde Raeren unterstützt den „KuKuK“ nicht zuletzt aus diesen Gründen sehr gerne, und ich wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern schöne, gemeinschaftsstiftende und lehrreiche Erfahrungen.
Jérôme Franssen
Bürgermeiser Raeren
Erwanderbarer Kunstgenuss– die Freilichtausstellung der Grenzkunstroute021 – fragil
Bereits zum vierten Mal lädt KuKuK internationale Künstler:innen zur Grenzkunstroute ein. Die Freilichtausstellung umfasst 17 Kunst-Stationen im Grenzwald, verteilt auf einem 3 km langen Rundweg. Die künstlerischen Ausdrucksformen bewegen sich zwischen Environmental Art, Installationen, Skulpturen und Fotografien - im Spannungsfeld zwischen zart beobachtend und wuchtiger Behauptung. Ihre Gestaltung spielt mit der umgebenden Natur, mit Wind, Geräuschen oder Temperatur sowie mit der Bewegung und der Wahrnehmung der Besuchenden. Den besonderen Reiz von „Heimat - fragil“ macht die Verbindung von Kunst, Natur und dem Thema aus. Die Besucher:innen sind eingeladen, auf eigene Faust auf Entdeckungstour zu gehen.
Vermitteln, verführen, verbinden – das Kulturprogramm der Grenzkunstroute021 – fragil
Bereichert wird das Erlebnis der Grenzkunstroute021 - fragil durch ein umfangreiches Kulturprogramm in und um den KuKuK. Drei Fotoausstellungen im ehemaligen deutschen Zollhaus widmen sich unterschiedlichen Aspekten des Themas „Heimat - fragil“ und regen zu einer intensiven Auseinandersetzung an. Kommen Sie ins Gespräch mit den ausstellenden Fotografen. Lassen Sie sich auf geführten Spaziergängen kunstwissenschaftliche, philosophische und geschichtliche Hintergründe vermitteln. Lauschen Sie szenisch vorgetragenen „Heimatklängen“. Lassen Sie sich durch Musik, die Menschen heimatlich verbindet, zum Tanzen verführen. Genießen und diskutieren Sie über Filme, Konzerte und Theateraufführungen. Und wer weiß, vielleicht gewinnen Sie über die Angebote eine neue „Heimatbeziehung“.
Einmal erleben ist besser als hundertmal hören – das Pädagogikprogramm der Grenzkunstroute021 – fragil
Unter diesem Motto hat KuKuK e.V. ein ebenso abwechslungsreiches, wie lehrreiches Pädagogikprogramm zusammengestellt. Es richtet sich vorwiegend an Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene und Familien finden zwischen Juni und Oktober eine Vielzahl unterhaltsamer, anspruchsvoller Angebote an der deutsch-belgischen Grenze. Der Bogen spannt sich von Waldführungen, Waldwerkstätten und Wald-Theater-Wochen über Landart-Seminare bis hin zu Kurzfilmkursen, einem Mal-, einem Speckstein- und einem Graffitiworkshop. Im Vordergrund steht für das professionelle Künstler:innen und Pädagog:innen-Team neben der inhaltlichen Vermittlung, vor allem das gemeinschaftliche künstlerische Schaffen und Erleben. Die Grenzkunstroute021 - fragil mit ihrem Leitthema „Heimat-fragil“ ist dabei fast immer der Bezugs- und Inspirationspunkt für die sinnliche, spielerische und kreative Auseinandersetzung. Lassen Sie Ihrer Neugierde, Ihrer Fantasie und Ihrer Energie freien Lauf!